Berlin

»Ich kann die Namen aller Freunde nicht hersetzen, die ich in Berlin gefunden habe u. in Leipzig nie vergessen werde.«
Gellert an Johann Georg Sulzer 1. Juli 1751

Nachdem Gellert eine außerordentliche Professur an der Leipziger Universität gewährt worden war, reiste er im Juni 1751 für eine Woche nach Berlin und einen Tag zur Parade nach Potsdam. Er war Gast bei Johann Georg Sulzer und dessen Gattin, traf zahlreiche Autoren, Verleger und Künstler, verpasste aber auch einige, die er hatte treffen wollen, wie Ewald von Kleist oder Carl Wilhelm Ramler. Das Porträt im Freundschaftstempel von Gleim in Halberstadt geht auf diesen Berlinaufenthalt zurück, wo sich der Maler Gottfried Hempel und Gellert begegneten. Die politische Lage führte auch zu Spannungen. Gellert, zu Besuch bei seinem langjährigen Briefpartner Ernst Samuel Jacob Borchward erregte sich noch Jahre später in seinen biografischen Notizen: »Man redte von der Schlacht bey Kesselsdorf. Ich sagte nicht viel. Man schob die Schuld des preußischen Verfahrens auf unser Bezeigen. Ich sagte nicht viel. Ja, fieng ein alter Mann zu mir an, wenn sie nichts Böses im Sinne gehabt, warum haben sie dann das Grünische Corps an sich gezogen? Das Grünische Corps, antwortete ich hitzig, ich weis einen Teufel vom Grünischen Corps! … In der That war ich als ein Sachse über das Kesseldorfische Gespräch aufgebracht; und so viel Ehre man mir damals in Berlin erwiesen, so sehr hat man mich als einen Sachsen gedemüthiget.«

1760 – mitten im Dritten Schlesischen Krieg und gezeichnet von dem Elend, das ihn umgab, nahm Gellert allen Mut zusammen, als er dem preußischen König Friedrich II. in Leipzig gegenüberstand und bat: »Geben Sie uns nur Frieden, Sire!«.
Trotz mehrerer Einladungen von Sulzer und zahlreicher Versprechen zu kommen, Gellert reiste nicht mehr nach Berlin.