Oberau (Gemeinde Niederau)

»Wohl an, Theuerster Miltitz! Ich will es in Gottes Namen wagen und meine Pfingstfeyertage in Oberau, in einem so guten und frommen Hause zubringen …«
Gellert an Ernst Haubold von Miltitz 9. Mai 1769

Es trat kein befürchtetes »unüberwindliches Hinderniß« ein, sodass Christian Fürchtegott Gellert nach einer Nacht bei der Familie von Zobel nahe Hubertusburg zu Pfingsten in Oberau eintraf. Ernst Haubold von Miltitz war während seiner Studienzeit Hörer bei Gellert gewesen. Der Professor bescheinigte ihm besondere Bescheidenheit, Sorgfalt und Rechtschaffenheit.
Gellert hatte frühere Einladungen – wie 1763 – nach Oberau aus gesundheitlichen Gründen ausschlagen müssen. Nun traf er in Oberau auch seinen in Dresden lebenden Freund Andreas Wagner mit dessen Gattin. Er selbst hatte sich eine Kammer mit einem leichten Deckbette, einem Großvaterstuhl, einer Bibel und historische Schriften auserbeten. Seine Getränke, so hatte er es dem Schlossherrn angekündigt, brachte er selbst mit, denn seine Gesundheit war seit Jahren schwer angeschlagen. Dieses sollte seine letzte Reise werden, bei der er auf dem Rückweg von seiner Geburtsstadt und seiner einzigen lebenden Schwester Abschied nehmen konnte.

Dieser eine nachweisliche Besuch in Oberau hat Spuren bis heute hinterlassen. Der zu Wanderungen einladende Gipshübel in der Gemeinde Niederau, Ortsteil Oberau, wurde in Gellertberg umbenannt. Seit 1952 findet jährlich das »Pfingstsingen« am Sonntagmorgen auf der Freilichtbühne des Gellertberges statt. Am Bühnenhäuschen ist eine Büste aus Eisenguss angebracht worden, die zuvor im Schlosspark stand und Gellert darstellen soll, aber auffällige Ähnlichkeiten mit dem sächsischen König aufweist, vor dem Gellert seine Vorlesungen hielt.

Schloss Oberau, noch bis 1783 in Besitz der Familie von Miltitz, entging dem geplanten Abriss nach 1945. Das Schlossareal gehört heute zur Gemeinde Niederau. Park und Remise, die inzwischen als »Kulturelle Begegnungsstätte« hervorragend ausgebaut worden ist, laden die Besucher zum Verweilen ein, ebenso das kleine Weinhäusel im ehemaligen »Preßhaus«.