Hainichen

»Eines meiner ersten Gedichte … war ein Gedicht auf den Geburtstag meines lieben Vaters. Die Pfarre als ein baufälliges Haus, war mit 14 oder 15 Stützen gestützet, und so viel waren auch der gellertschen Kinder und Kindeskindern … Das Gedicht muß nicht unrecht gewesen seyn, denn gewisse Leute in Haynichen haben es immer noch auswendig gewußt und denke ich, allen meinen andern Arbeiten vorgezogen.«
Gellert um 1758

Pfarrer Christian Gellert hatte 1728 darauf hingewiesen, dass er »mit mein und derer Meinigen Gefahr« in seiner Wohnung lebe. In den 1730er Jahren endlich wurde das Pfarrhaus abgerissen und unter Wiederverwendung davon nutzbarer Baumaterialien neu errichtet. Dieses Wohnhaus besaß 4 Stuben, 5 Kammern, eine Küche und ein Gewölbe sowie einen Keller. Zum Grundstück gehörten ein Viehhaus, eine Scheune, ein Schuppen, auch ein Pferde-, Schweine- und Gänsestall. Im Haus- und Gras-Garten stand neben Obstbäumen ein Lusthäuschen. Dazu gab es sowohl einen Küchen- als auch einen Pflanzgarten. Das Grundstück ist inzwischen kleiner, das Pfarrwohngebäude als solches erhalten geblieben, die Kirche davor jedoch verschwunden. Sie wurde 1906 abgerissen. Die neogotische Trinitatiskirche mit einem an den Dichter Gellert erinnernden Glasfenster steht deshalb etwas außerhalb des Stadtzentrums.

Hainichener Bürger bemühten sich seit dem 19. Jahrhundert, das Gedenken an ihren großen Dichtersohn wach zu halten. Es dauerte Jahrzehnte, ehe das von Ernst Rietschel entworfene Standbild auf dem Markt eingeweiht werden konnte. Viel Geduld brauchte es ebenso bis zur Eröffnung des Gellert-Museums Hainichen – mit in nahezu 100 Jahren zusammengetragenen Exponaten als Grundstock fand es 1985 sein Domizil im Parkschlösschen. Besondere Aufmerksamkeit gilt seither der ganzen Familie Gellert, ihrem Wirken im 18. Jahrhundert und ihren Spuren, die sich bis heute verfolgen lassen.